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                                                                        WARUM  SO ...? _________________________________________________________________________________________________________________________

Eine ebenso verständliche wie legitime Frage, weichen die Durchführungsregeln der Blindtests doch in einigen Punkten erheblich von denen ab, die in der Vergangenheit von Insidern als normal und allgemein anerkannt galten. Die geplanten Änderungen entspringen dabei  weder einer göttlichen Eingebung, noch sind sie urplötzlich aus heiterem Himmel gefallen. Vielmehr sind sie Resultate intensiven Nachdenkens sowie langer Diskussionen, deren jeweilige Ergebnisse immer wieder kritisch in Frage gestellt und verworfen wurden. Um der Vielzahl der zu erwartenden Verständnisfragen frühzeitig zu begegnen, will ich hier einige Antworten auf Fragen liefern, die sich an meinen Blindtests interessierten Beobachtern geradezu aufdrängen dürften.

01:  WARUM  OHNE   UMSCHALTEINHEIT...?                                02:  WARUM  OPERATOREN  UND  TESTHÖRER  GETRENNT...?

03:  WARUM   ÖFFENTLICH...?                                                   04:  WARUM  MEHRERE  TESTHÖRER  MIT  GEMEINSAMEM  VOTUM...?

05:  WARUM  AUSSCHLIESSLICH  GEBRAUCHTE  GERÄTE...?        06:  WARUM  HÖRTESTS  AN  VERSCHIEDENEN  ORTEN...?

07:  WARUM ÜBERHAUPT BLINDTESTS...?                                   08:  WARUM KEINE GEMEINSAMEN BLINDTESTS MIT KRITIKERN...? 

09:  ____________________________________________         10:  VERSUCH EINER ERKLÄRUNG.

ZU 01:  WARUM  OHNE  UMSCHALTEINHEIT...?

Hierfür gibt es aus meiner Sicht gleich mehrere gute Gründe, einige von ihnen will ich hier kurz anreißen. Da wäre zunächst das auf technischen Gegebenheiten basierende, nicht auszuschließende Risiko unbeabsichtigter Einflussnahme auf den Klang miteinander interagierender HiFi - Geräte. Techniker werden einwenden, dass es völlig unproblematisch sei eine erstklassige Umschalteinheit auf dem  qualitativen Niveau von Messgeräten zu bauen, die garantiert keinerlei Einfluss auf das Zusammenspiel zwischen CDP und Verstärker haben können. Als Nachweis werden von ihnen Messprotokolle mit schnurgeraden Frequenzgängen, perfekter Kanalsymmetrie und auch ansonsten tadellosen technischen Daten angeführt. Was sie dabei scheinbar völlig vergessen, sie schalten ein zusätzliches Gerät in einen Signalweg, in dem sich in realen Hörsituationen an dieser Stelle nichts weiter befindet als ein schlichtes Kabel. Mag sein, dass dies im Regelfall keinen klanglichen Unterschied bewirkt. Aber eine Garantie hierfür gibt es nicht, weil eine evtl. Änderung nicht gemessen werden kann während die Umschalteinheit in Betrieb ist, also während der laufenden Musikwiedergabe. Dasselbe gilt auch für CD - Player und Verstärker, die - einzeln und jeder für sich - selbstverständlich präzise gemessen und isoliert zutreffend bewertet werden können. Während des Spiels ist eine unmittelbare Messung jedoch ebenfalls nicht durchführbar, ohne das Risiko in Kauf nehmen zu müssen, durch die Messung selber Einfluss auf die Interaktion der Geräte zu nehmen. Damit ich nicht missverstanden werde: Ich behaupte nicht dass es so ist, sondern weise lediglich auf die Unwägbarkeiten hin die eine Umschalteinheit zwangsläufig mit sich bringen muss.

Hinzu kommt, dass aufwändige Umschalteinheiten oft mit Komponenten versehen sind, die dazu genutzt werden können spezifische Eigenarten oder gar Fehler der angeschlossenen Geräte auszugleichen, die sich ohne diese Komponenten nicht ausgleichen ließen. Stellvertretend sei hier die nach Kanälen getrennte Pegelreglung mit (z.B.) Spindelpotis genannt, die bei einem HiFi - Verstärker, erst recht ohne präzisen Balanceregler, unmöglich wäre. Von Impedanzanpassung oder -linearisierung mit Hilfe geeigneter Schaltungen oder Vorrichtungen zur Unterdrückung evtl. Umschaltgeräusche ganz zu schweigen. Um Ihnen eine Vorstellung davon zu vermitteln, was sich da alles an Buchsen, Schaltern, Kabeln, Platinen, Lötstellen, Reglern und anderen Bauteilen zusätzlich im oder am Signalweg befinden kann, sei hier (stellvertretend) ein Fotos gezeigt das ich im Netz gefunden habe. Diese Umschalteinheit wurde bei dem bekannten “Wiener Blindtest 2009” eines in Österreich beheimateten HiFi - Händlers verwendet. Ein aus meiner Sicht ordentlich aufgebautes Gerät, jedoch ohne jede Gewährleistung dass es den Klang gegenüber einer schlichten Kabelverbindung nicht doch subtil beeinflussen könnte.

Wiener Blindtest-Innenverdrahtungyl1

Für weit schwerwiegender als die rein technischen Unwägbarkeiten bei der Verwendung solch einer Umschalteinheit halte ich einen psychologischen Aspekt, den ich hier etwas scherzhaft als “Inneren Schaltzwang” bezeichnen möchte, und für den es sich etwas weiter auszuholen und etwas tiefer in die Materie einzudringen lohnt. Jeder von uns weiß, wie leicht sich unsere Sinne täuschen lassen, wie oft wir an etwas glauben das wir (angeblich) gehört oder gesehen haben, das einer kritischen Prüfung nicht standhält. Genau aus diesem Grund werden Blindtests, nicht nur im HiFi - Bereich, ja erst durchgeführt, um Sinnestäuschungen aufgrund von Wissen, Vorurteilen, Annahmen, Erwartungshaltungen, audio-visuellen Interaktionen usw. sicher ausschließen zu wollen. Im Ansatz ist dies natürlich völlig richtig, wenn...., ja wenn dabei nicht grundlegende Funktionen unseres Wahrnehmungsapparates durch eine kontraproduktive Methodik derart blockiert werden, dass selbst zutreffende Wahrnehmungen kaum noch, oder im schlimmsten Fall überhaupt nicht mehr möglich sind. Auf meiner vorhergegangenen Website der Firma qas-audio konnten Sie unter der Überschrift Grenzbereiche (sinngemäß) folgende Aussage lesen:

“Um noch einmal zu den Unterschieden zwischen einem erstklassigen und einem weniger Überzeugenden Klangbild zurück zu kehren: Mit einer klanglich  eingeschränkten bzw. einschränkenden Kette stellen sich - erst nach ein paar Minuten, vielleicht nach einer Viertelstunde oder auch erst nach Tagen - kaum zu definierende Irritationen ein, die mit üblichen Klangbeschreibungen nicht zu benennen sind, die jedoch zunehmend so etwas wie Unlustgefühle oder eine Art wachsende Innere Unruhe erzeugen. Mit einer erstklassigen Kette stellen sich diese negativen Gefühle nicht ein, und es fällt dem Zuhörer selbst dann schwer die  Anlage auszuschalten wenn bereits stundenlang Musik damit gehört wurde. Daraus lässt sich folgern: Der Vergleich findet nicht unmittelbar zwischen den beiden Klangbildern statt, die sich auf Anhieb meist überhaupt nicht unterscheiden lassen. Vielmehr scheint das Gehirn einige Zeit zu benötigen, bis es das Klangbild nach einer Reihe von Soll - Ist - Vergleichen als “richtig” akzeptiert und seine Vergleiche einstellt, wodurch sich das Behagen für den Zuhörer verstärkt. Oder es erkennt bei diesen Soll - Ist - Vergleichen unterschwellige “Unnatürlichkeiten” oder “Lästigkeiten”, fokussiert sich auf diese und verstärkt das Unbehagen, das sich dann mit der Zeit immer mehr ins Bewusstsein des Hörers drängt und Unzufriedenheit verursacht. Dies ist keinesfalls mit Blindtests zu erkennen, bei denen oft schon nach einer  Minuten, manchmal bereits nach wenigen Sekunden zwischen den Probanden willkürlich hin und her geschaltet wird.”

Aber genau dazu wird ein unerfahrener Testhörer durch das Vorhandensein einer Umschalteinheit animiert, ja geradezu genötigt. Durch seine Motivation, einen / keinen Unterschied unbedingt hören zu wollen, wird er der Versuchung des Umschaltens nicht widerstehen, sobald er die  integrierte Umschalteinheit selber bedienen kann oder diese auf sein Kommando von jemand anderem bedient wird. Dies wiederum bedeutet: Je mehr er sich darauf konzentriert, im direkten Vergleich und in kurzer Zeit Unterschiede zu hören, um so sicherer verhindert er dass ihm dieses gelingen könnte. Das hohe Maß an Konzentration, die Absicht einen Unterschied heraushören zu wollen, ist aus meiner Sicht als Hauptursache dafür anzusehen, dass subtile Unterschiede auf diese Weise nicht erkannt werden; für die Erkennung gravierender Klangunterschiede aufgrund schlechter technischer Daten eines Gerätes mag diese Methode ja noch ausreichen. Wenn es jedoch um hohe klangliche Ansprüche, um Langzeittauglichkeit und feine Nuancen geht, versagt sie nach meiner Meinung völlig. Hier sind Entspannung, innere Ruhe, Absichtslosigkeit, Kontemplativität und insbesondere genügend Zeit der Schlüssel zum Erfolg. 

Dieser zweite Aspekt also, die Unmöglichkeit FEINE Klangunterschiede überhaupt erkennen zu können, gerade WEIL unter Verkennung der Zusammenhänge konzentriert hingehört und unmittelbar umgeschaltet wird, wiegt nach meinem Dafürhalten wesentlich schwerer, als die technischen Unwägbarkeiten die auch eine noch so gut gemachte Umschalteinheit immer noch mit sich bringt.

* Bitte lesen Sie den grau hinterlegten Abschnitt nur wenn Sie es wirklich ganz genau wissen wollen, ansonsten bitte einfach überspringen.

* Anm.: Ein nicht ganz leicht zu verstehender Ansatz...? Klar, das ist er auch nicht, zumal wir daran gewöhnt sind Unterschiede - zwischen was auch immer - dann am allerbesten erkennen und beurteilen zu können, wenn wir etwas unmittelbar und in schneller Abfolge miteinander vergleichen. Typische Beispiele hierfür liefern die so genannte Suchbilder, die auf den ersten Blick völlig identisch aussehen. Erst bei genauer Betrachtung, Detail für Detail und im unmittelbaren Vergleich, finden wir dann die vielleicht 10 Fehler, die im zweiten Bild gegenüber dem ersten Originalbild versteckt wurden. Auch verhalten wir uns so aufgrund unserer Erfahrung, wenn es gilt im täglichen Leben nach bestimmten Kriterien zwischen zwei oder mehr Alternativen entscheiden zu müssen, ganz gleich ob wir prüfen wollen welches Werkzeug besser in unserer Hand liegt, welcher Stoff sich auf der Haut angenehmer anfühlt, oder welche Leistungsmerkmale und Vertrags- bedingungen uns im Kleingedruckten zweier Anbieter von was auch immer eher zusagen würden. Die Erfahrung lehrt uns: Immer wenn wir die alternativen direkt vor uns haben, sie betrachten, anfassen, abwiegen usw. können, treffen wir die bessere, die unseren Wünschen am nächsten kommende Entscheidung.

Bei dem kritischen Vergleich von Klangbildern zweier oder mehrerer HiFi - Geräte, und wenn es nicht zuletzt darum geht ob wir mit unserer Wahl auch auf Dauer zufrieden sein werden, versagt diese Methode völlig. Warum das so ist, darauf will ich hier noch einmal etwas näher eingehen.

Unser Gehör braucht für eine zuverlässige Prüfung, Abwägung und letztendliche Entscheidung Zeit, relativ viel Zeit sogar. Dabei benötigt es um so mehr zeit- lichen Freiraum in Verbindung mit angemessener Ruhe, je subtiler die aufzuspürenden Unterschiede sind, je weniger Hörerfahrung jemand in die Waagschale zu werfen im Stande und je weniger er darauf trainiert ist feine und feinste Unterschiede sicher zu erkennen. Dabei stellt sich natürlich die Frage, ob derart subtile Klangdetails denn überhaupt von solcher Bedeutung sein können, dass sie unbedingt vor einer Entscheidung für das eine oder für das andere Gerät bekannt sein müssen. Ich antworte auf diese Frage, die mir nicht gerade selten gestellt wird, jedes mal und ohne zu zögern mit JA..., insbesondere dann, wenn sich die Unterschiede in irgendeiner Form auf den Grad der Lästigkeiten beziehen, die von HiFi - Komponenten im Zusammenspiel mit anderen Geräten sowie in der jeweiligen Peripherie, in der sie betrieben werden, erzeugt werden können. Dazu gehören insbesondere mangelnde Auflösung, fehlende Leichtigkeit, unange- nehme Schärfe und andere unser Wahrnehmungssystem irritierende Erscheinungsformen. Was eher vernachlässigbar ist, sind dagegen geringe Abweichungen (natürlich in vertretbaren Grenzen) von gemeinhin völlig überschätzten Idealwerten, zum Beispiel den Frequenzgang oder den Klirrgrad einer Komponente betreffend. Solche schlichten Parameter sind - anders als das Lästigkeitsverhalten, welches oft erst über einen längeren Zeitraum erkennbar wird - problemlos mit üblichen Messgeräten zu erfassen und sollen hier nicht Gegenstand der Betrachtung sein, da sie mit unserem Thema nichts oder nur wenig zu tun haben.

Doch zurück zu der Begrifflichkeit Grad der Lästigkeit. Wie anders könnte man unterschwellige Irritationen nennen, die sich erst mit der Zeit ins Bewusstsein des Zuhörers drängen und ihm den Spaß sowohl an seiner Anlage als auch an der Musik verderben können...? Viele HiFi - Freunde schieben die Tatsache, dass ihnen das Musikhören manchmal sehr viel Freude bereitet, während es ihnen an anderen Tagen einfach nur auf die Nerven geht, ihrer jeweiligen Stimmungslage oder der “Tagesform” zu. Da ist natürlich etwas dran, wir sind nun mal nicht immer in derselben Stimmung..., aber das ist eben nur die halbe Wahrheit. Unten sehen Sie ein Diagramm, das beide Wahrheiten im Zusammenhang darstellen soll. Die gezackte rote Kurve gibt (fiktiv) besagte Tagesformen eines Hörers über den Verlauf mehrerer Tage wieder, in Abhängigkeit von der jeweiligen Laune oder Stimmung, diese wiederum beeinflusst von aktuellen Problemen, Sorgen, freudigen Ereignissen, Überraschungen, Müdigkeit usw., also von all dem gesteuert was unser Befindlichkeiten ausmacht. Erfolgt ein Ausschlag gegenüber der Mittellinie nach oben, zeigt dies gegenüber der neutralen Null-Linie tendenziell ein Plus an Unbeschwertheit und Wohlbefinden an, deutet also auf gute Laune und eine “gute” Tagesform hin. Erfolgt der Ausschlag nach unten unter die Null-Linie, bedeutet dies tendenziell ein Minus im Hinblick auf die aktuelle Befindlichkeit, ist also eher ein Ausdruck von mieser Stimmung, Unwohlsein, Übellaunigkeit, Sorgen, Stress..., allesamt Indikatoren für eine eher “schlechte” Tagesform.

Nun kommt es darauf an: Ab welchem Lästigkeits-Level (LL) führt die Anlage (bzw. eine oder mehrere ihrer Komponenten) dazu, dass der Besitzer ihr jeweiliges Klangbild - aufgrund seiner schwankenden Tagesform - mal als gut..., mal als noch erträglich..., bisweilen sogar als unerträglich empfindet...? Oder anders gefragt: Ist dieser technisch bedingte aber (vermutlich) kaum zu messende Lästigkeits-Level bei seiner Anlage so hoch, dass er mit ihr nur noch ausgesuchte Musik in besonders hoher Aufnahmequalität zu bestimmten Tageszeiten (gerade noch) genießen kann, während er mit anderen, weniger gut aufgenommenen Tonträgern zu anderen Tageszeiten den Eindruck gewinnt, es klinge geradezu nervtötend...? Auch lautet die Frage, nach welcher Zeit ihm dies bewusst wird, sofort, nach Minuten, erst nach Stunden...? Machen wir es konkreter und schauen ins Diagramm. Liegt der Lästigkeits-Level (LL) bei einer Anlage zum Beispiel bei +1,5 oder darüber, dann wird es nur wenige Tage geben, an denen ihr Besitzer - aufgrund seiner in diesen Momenten ausgezeichneten Laune - zufrieden Musik mit ihr hören kann. Liegt der LL bei einer (typischen) HiFi - Anlage zum Beispiel bei -0,5 oder sogar noch etwas darunter, dann wird es sicherlich recht viele Tage geben, an denen ihr Besitzer nichts gegen deren Klang einzuwenden hat, leider immer wieder unterbrochen durch Momente, in denen es für ihn ums Verrecken nicht zufrieden stellend klingen will. Bei einer wirklich guten (erstklassigen) Anlage mit einem Lästigkeits-Level von unter -2,5 oder gar unter -3 wird deren Besitzer bestenfalls durch extrem belastende Situationen seine Anlage nicht wirklich genießen können. Eine (exzellente) Anlage ohne jede Lästigkeit bedarf also keiner besonderen Voraussetzungen, wie guter Stimmung oder besonderer Tagesform. Im Gegenteil, sie erzeugt gute Laune, egal wie schlecht sich der Hörer zu Beginn auch fühlen mag. Natürlich sind die Zusammenhänge wesentlich komplizierter, die Sensitivität des Hörers, seine individuelle Toleranzschwelle gegenüber “Fehlern”, seine jeweiligen Ansprüche, seine Hörerfahrungen, sein Invest etc. spielen dort natürlich ebenfalls mit hinein. Zur prinzipiellen Veranschaulichung der Zusammenhänge sollten die vorangegangenen Beschreibungen ebenso wie das folgende, rein symbolisch zu verstehende Diagramm jedoch ausreichend sein.

BT - Verstärkerklang - 14

Was bedeuten diese Zusammenhänge nun für die Durchführung und Beurteilung von Blindtests, sowie im Hinblick auf die Interpretationen der BT - Ergebnisse...? Sie zeigen nach meiner Auffassung, warum Blindtests, die unter relativem Zeitdruck und mit schnellem hin und her Schalten zwischen den Probanden durch- geführte werden, bestenfalls dazu geeignet sind grobe Unterschiede zu erkennen. Dies mag als eine der denkbaren Erklärung dafür gelten, weshalb bei herkömmlichen Blindtests praktisch so gut wie nie Unterschiede zwischen HiFi - Komponenten erkannt wurden, obwohl die verglichenen Geräte unverblindet leicht zu unterscheiden waren; denkbare Einflüsse von BBSI wurden bei dieser Überlegung natürlich berücksichtigt und bleiben bei der Betrachtung außen vor. Keiner der Testhörer hat sich vermutlich der Mühe unterzogen, die Musik einfach nur lange genug auf sich wirken zu lassen, ohne konzentriert hinzuhören, ohne dabei zu verkrampfen und ohne Unterschiede um jeden Preis erkennen zu wollen. Und vermutlich hat bislang auch niemand im Verlauf eines Blindtests die Geduld aufgebracht, so lange ohne umzuschalten entspannt auszuharren, bis sich ihm - dem Gehirn und unseren phantastischen Wahrnehmungsfähigkeiten sei Dank - die Unterschiede (falls vorhanden) ganz von alleine erschlossen hätten. Damit unterscheidet sich das Verhalten eines Testhörers natürlich grundlegend von dem, welches der Besitzer einer HiFi - Anlage zu Hause an den Tag legt, also von der Grundhaltung eines ganz normalen HiFi - Freundes, der sich nichts weiter wünscht als glückselig vor seiner Anlage zu sitzen und berauscht die Musik seiner Wahl zu genießen, dem sich die zunächst unterschwelligen klanglichen Defizite, die unterschiedlichen “Lästigkeiten” seiner Anlage, erst nach einiger Zeit und ohne dass er dies irgendwie verhindern könnte geradezu aufdrängen.

Es stellt sich die Frage, weshalb Klangunterschiede im Blindtest erst nach längerer Zeit hörbar werden, während sie unverblindet sofort erkannt und beschrie- ben werden können. Nun, auch unverblindet dauerte es meist eine ganze Weile, bis der Besitzer eines Gerätes zu der Erkenntnis gelangt, sein neuer Verstärker oder CD - Player zeige in seiner Kette irgendwelche besonderen klanglichen Eigenschaften. Das kann, wenn der erste (meist falsche) Eindruck vorüber gegangen ist, einige Stunden, Tage oder auch Wochen dauern, aber irgendwann steht das Urteil eben fest. Da dieses Urteil mit dem Wissen darum, auf welches Gerät es sich bezieht, fest verknüpft ist, bedarf die Wiedererkennung der Eigenschaften nur eines Augenblicks, da das Gehirn beim Anblick des Gerätes sofort weiß auf was es zu achten hat und was bislang die ausschlaggebenden klanglichen Attribute für das zustande gekommene Urteil waren. Im herkömmlichen Blindtests fehlt diese Verknüpfung gänzlich, und das Gehirn muss zunächst wieder ganz von vorne mit der Suche und Einordnung von Attributen innerhalb des dargebotenen Klangbildes beginnen. Hand aufs Herz: Welcher bisher bekannt gewordene Blindtest ließ ihm genügend Zeit dazu, ohne dass dauernd auf Knöpfe gedrückt wurde, durch die zwischen Geräten und damit zwischen Klangbildern hin und her geschaltet wurde..., und das zumeist auch noch in einer fremden Umgebung..., unter Beobachtung und mit gewissem Erfolgsdruck..., in unbekannter Peripherie..., und dann auch noch mit irgendeiner unbekannten “Umschalt- mimik” zwischen den Geräten...? Wen verwundert es da noch, wenn Testhörer unter solchen Bedingungen zu überhaupt keinem Urteil mehr gelangen können...?

Wenn man diese Überlegungen konsequent zu Ende denkt, ergibt sich daraus für die Durchführung von Blindtests ein nur schwierig zu bewältigender Zielkonflikt. Einerseits soll jeder Hördurchgang lange genug andauern, damit sich die (falls vorhanden) Unterschiede sozusagen durch “absichtsloses” Hören ganz von alleine erschließen. Andererseits sprengt diese Vorgehensweise den üblichen Zeitrahmen traditioneller Blindtests bei Weitem. Einen denkbaren Lösungsansatz sehe ich zum einen darin, ohnehin qualifizierte Testhörer durch geeignetes Training noch besser in die Lage zu versetzen, in vertretbarer Zeit evtl. vorhandene Unterschiede zu erkennen bzw. zu erkennen, dass gar keine Unterschiede vorhanden sind. Ob dies in der bislang vorgesehenen Zeitspanne von jeweils maximal 10 Minuten je Hördurchgang tatsächlich erreicht werden kann ist noch nicht klar; evtl. müssen die Hördurchgänge auf mehrere Tage verteilt werden, aber das wird die Praxis zeigen. Zusätzlich kommen im Test nur Geräte zum Einsatz, deren klangliche Eigenschaften jedem der Testhörer bestens bekannt sind, so dass eine Identifizierung des jeweiligen Gerätes auch verblindet möglich sein sollte. Diese Herangehensweise ist übrigens nicht neu, ganz im Gegenteil. Bedenken gegenüber der Verwendung einer Umschalteinheit, wie ich sie hier benenne, werden auch von renommierten Unternehmen, wie zum Beispiel der Firma TMR - Audio mit Sitz in Berlin, vorgebracht. Diese hat sich bereits vor längerer Zeit zu dem Thema Blindtest geäußert; einen Ausschnitt davon will ich hier wiedergeben.

A/B - Tests vs. Langzeittests: Blindtests und schnelle A/B - Umschaltorgien sind zur Auswahl und Bewertung von hochwertigen Komponenten derzeit fast völlig ungeeignet. Zunächst gibt es keine (und wird es auf absehbare Zeit vermutlich auch nicht geben) Umschalteinheit, die ein schnelles und vor allen Dingen rück- wirkungsfreies, pegelangepasstes Schalten zulassen würde. Jedes zusätzlich in die Kette eingeschleifte Bauteil kann potentiell den Klang verändern und unter Umständen diffizile Klangunterschiede, die in ähnlicher Größenordnung liegen, überdecken. Die Unterschiede würden dadurch nivelliert werden und man würde nichts hören. Man denke nur an all die nötigen zusätzlichen Leitungen, Steck- und Relaiskontakte sowie Impedanzwandler, die nach heutiger Erkenntnis sehr wohl einen nicht zu unterschätzenden Klangeinfluss haben. Blindtests können (wenn überhaupt) höchstens dazu dienen, Unterschiede zwischen verschiedenen Komponenten auszumachen, aber nicht, diese zu bewerten, da hierzu aufgrund der Subjektivität der Quellen und Interaktion zwischen Raum und Geräten, sowie den Geräten untereinander sehr viele verschiedene Tests mit unterschiedlicher Quellen und Gerätekombinationen nötig sind.

Ein Zuordnen von Klangeindrücken zu Geräten ist aus eben genanntem Grund ebenso so gut wie unmöglich. Meistens scheitern allerdings die Vergleiche mangels geeigneter Umschaltanlagen schon an der absolut gleichen Lautstärke, so dass man sich an dieser Stelle im Kreis dreht. Oft wird behauptet,  dass durch die Kenntnis, welches Gerät gerade spielt, das Hörempfinden mit beeinflusst wird. Das ist unbestritten richtig, allerdings nur, wenn man "Hörempfinden" durch "Auswertung der Höreindrücke" ersetzt. Nur so kann auf zuvor gemachte Erfahrungen zurückgegriffen werden und z.B. ein neues Gerät gezielt mit einer Referenz verglichen werden. Selbstverständlich haben professionelle Audioentwickler versucht, zeitaufwändige Langzeittests durch verhältnismäßig kurzfristig  durchführbare DBT (Doppelblindtests) zu ersetzen. In jeder  Entwicklungsphase ist der Faktor Zeit immens wichtig (time is money). Allerdings verursachen DBT Stress aufgrund des Zwangs zur Konzentration - schon mal keine gute Voraussetzung für optimales analytisches Hören, wie jeder halbwegs geübte Hörer weiß.

Das akustische Kurzzeitgedächtnis des Menschen ist ebenfalls ungeeignet, so dass in allen seriösen Audiofirmen Entscheidungen zugunsten z.B. einer oder einer anderen Schaltungsvariante immer aufgrund von längerfristigen Hörsessions gefällt werden. Zudem ist bekannt, dass sich das Hörempfinden des Menschen kurzfristig leicht "bluffen" lassen kann. Bei wichtigen Entscheidungen, bei denen unter Umständen Wohl und Wehe eines Audioherstellers auf dem Spiel steht, wird sich niemand allein auf DBT verlassen wollen. DBT sind gut und nützlich, wenn es um wissenschaftliche statistische Reihenuntersuchungen zur Feststellung  allgemeiner und tendenzieller hörphysiologischer Phänomene geht. Das schließt natürlich nicht aus, dass unter Ausnutzung der Unkenntnis obiger Zusammen- hänge DBT benutzt werden, um kommerzielle Vorteile zu erzielen. Zum Beispiel könnte man durch DBT "nachweisen", dass Neuentwicklungen von Mitbewerbern keinen Vorteil bringen, unwirksam sind, und dass es daher keinen Grund gibt, diese in die nähere Kaufauswahl zu ziehen. Dies wird gerne von Herstellern benutzt, die die eine oder andere Entwicklung schlicht verschlafen haben...()... Es ist Fakt, dass es keine pegelbare Umschaltanlage gibt, die den Klang nicht negativ beeinflusst, und es ist Fakt, dass ohne korrekten Lautstärkeabgleich kein sinnvoller A/B - Test möglich ist.

Diese Erkenntnis ist nicht neu. Schon sehr frühzeitig haben Audioentwickler sowie natürlich potentielle Kunden einen Ausweg aus dieser Misere gesucht. Die einen, weil sie verlässliche Daten für die Entwicklung benötigen, die anderen, weil sie sich vor teuren Fehlinvestitionen schützen wollen. Die pompösen Umschaltanlagen, wo alles mit jedem kombiniert werden konnte, sind aber nicht ohne Grund schnell wieder aus den Hörstudios verschwunden...()...Es gibt  leider keine Alternative zu Hörbildung und zum Langtest, der auch "ungebildeten" Hörern schnell ein sicheres Urteil erlaubt (ebenso wenig wie es einen Kurs "Absolutes Gehör in 24 Stunden!" geben kann). Um grobe Fehler festzustellen, benötigt ein geübter Hörer allerdings keinen Blindtest und auch keinen A/B - Vergleich. Instrumentenbauer und Dirigenten können z.B. auch ohne Referenz sehr sichere klangliche Beurteilungen treffen, das gleiche gilt auch für geübte Passivhörer. So viel von Thomas-Michael Rudolph, den gesamten Artikel finden Sie unter: http://www.tmr-audio.de/homemain/wissenswertes-ueber-hifi/voodoo

Dies zeigt noch einmal sehr deutlich die Problematik, in vertretbar kurzer Zeit, genauer gesagt möglichst an einem Tag, aussagefähige Blindtests durchzuführen, deren Ergebnisse ebenso sicher zustande kommen und ebenso zuverlässig reproduziert werden können, wie sie in unverblindeten Langzeittests (jeder private Anlagenbesitzer führt im Grunde zu Hause, gewollt oder ungewollt, mit seiner Anlage und mit seinen Geräten Langzeittests durch) üblich sind. In sofern ist die unverblindete Trainingsphase der Testhörer bereits ein unerlässlicher integraler, wenn auch zeitlich vorgeschalteter Bestandteil der jeweiligen Testabläufe. Falls sich die geplante Methode (z.B. 10 Minuten hören / 5 Minuten Pause / 10 Minuten hören / 5 Minuten Pause usw.) als ungeeignet erweisen sollte, wird diese selbstverständlich den Erfordernissen angepasst.

ZU 02:  WARUM  OPERATOREN  UND  TESTHÖRER  GETRENNT ...?

Die Antwort ergibt sich nicht zuletzt aus dem, was unter Punkt 01 im letzten Abschnitt bereits beschrieben wurde: Für die Durchführung eines Hörtests dieser Art benötigen die Testhörer völlige Ruhe, und das in jeder Bedeutung des Wortes, eine Ruhe die sie nicht erhalten werden, wenn (unnötig) anwesende Personen (überflüssige) Geräusche verursachen, sich räuspern, husten, schniefen, mit den Füßen scharren oder während der Umsteckphasen miteinander reden. Und wer will diesen im Hörraum überflüssigen Personen schon zumuten, sich über Stunden hinweg völlig lautlos zu verhalten, ein aussichtsloses Unterfangen. Hinzu kommt, dass die Umsteckvorgänge zwischen den Hördurchgängen, das Auswürfeln des jeweils nächsten Probanden usw. zwangsläufig allerlei Geräusche verursachen werden, welche - zumindest theoretisch - auf die eine oder andere Weise verräterisch sein könnten. Bei durch eine dicke Ziegelwand getrennten Räumen und darüber hinaus völlig separaten Arealen ist dies völlig ausgeschlossen.

Der Verzicht auf eine Umschalteinheit führt nahezu zwangsläufig zu der Einsicht, im Idealfall besser eine räumliche Trennung zwischen Operatoren und Testhörern vornehmen zu wollen, und unter den in meinem Fall gegebenen Bedingungen auch vornehmen zu können. Schließlich bin ich (und sind auch andere Testhörer) nicht an einer Art Volksfeststimmung mit Eventcharakter im Hörraum interessiert. Wer Kommunikation und Geselligkeit sucht, der sollte sich besser im Areal der Operatoren aufhalten, dort kann er mit den anderen Gästen reden, essen, trinken, seinen Spaß haben. Solange er dabei die Operatoren in Frieden und diese ungestört ihren Job machen lässt soll mir das sehr recht sein. Und für nettes Beisammensein, interessante Fachsimpeleien und andere Kurzweil bleibt an den vermut lich langen Abenden immer noch genügend Freiraum. Im Hörraum selbst hat das alles nach meiner Überzeugung nichts zu suchen.

ZU 03:  WARUM  ÖFFENTLICH ...?

Würden Sie einem solchen Test trauen, wenn er nicht öffentlich stattfände...? Sehen Sie, ich auch nicht. Deshalb habe ich erhebliche Vorbehalt gegenüber dem, was im Netz so alles als Blindtest bezeichnet wird, und worauf so mancher, der noch nie an einem belastbaren Blindtest teilgenommen, geschweige denn diesen selber initiiert und durchgeführt hat, sich argumentativ beruft. Wobei Öffentlichkeit auch bei mir nicht meint, dass ich eine Art Tag der offenen Tür für jedermann veranstalten werde. Aber einige unbefangene Beobachter mit etwas Sachkenntnis sollten - losgelöst von weiteren Gästen die “nur mal reinschnuppern” möchten - schon anwesend sein. Deren Aufgabe wird darin bestehen sich die jeweiligen Gegebenheiten vor Ort, den Testaufbau, die Räumlichkeiten sowie das gesamte Procedere auch während des Testablaufes sehr genau anzuschauen und die gesamten Verläufe über den Tag hinweg kritisch zu überwachen. Wer sich im Vorfeld mit der Blindtest - Thematik und mit den Inhalten dieser Seite etwas ernsthafter auseinander gesetzt hat, der sollte dazu, insbesondere im Team mit anderen, problemlos in der Lage sein.

ZU 04:  WARUM  MEHRERE  TESTHÖRER  MIT  GEMEINSAMEM  VOTUM ...?

Warum sitzt in jedem Linienflugzeug während des Fluges ein Copilot neben dem Piloten...? Warum sind im Cockpit der Maschine wichtige Anzeigeinstrumente mehrfach vorhanden...?  Na klar, weil immer mal etwas schief gehen kann, dem Piloten schlecht werden oder ein Höhenmesser oder was auch immer ausfallen könnte. Aber das ist nur einer der Gründe dafür - zumindest bei den Verstärker BT - weshalb grundsätzlich mehrere trainierte Testhörer anwesend sein werden. Solche Tests vorzubereiten und durchzuführen ist ziemlich aufwändig, sie bedürfen einer längeren Vorlaufzeit, und nicht zuletzt sind sie für alle Beteiligten recht teuer, betrachtet man die Reisekosten der Teilnehmer auf der einen und die Bewirtungskosten für die Veranstalter auf der anderen Seite. Da soll es nicht letztlich daran scheitern, dass ein einzelner Testhörer durch eine Krankheit oder durch ein anderes unvorhergesehenes Ereignis ausfällt.

Ebenso wichtig ist aus meiner Sicht ein weiterer Aspekt: Wenn die Ergebnisse erst einmal feststehen, müssen sowohl sie selber als auch die für ihr Zustandekommen verantwortlichen Bedingungen und Prozeduren möglichst unangreifbar sein. Stellen Sie sich doch einmal die Frage: Wie belastbar ist ein Ergebnis, das von einer einzelnen Person an einem einzigen Tag ermittelt wurde, zumal wenn es sich um eine solch kritische Angelegenheit wie das Heraushören feiner Klangunterschiede handelt...? Ebenso könnten Sie die Frage stellen, wie belastbar ist ein diesbezügliches Ergebnis, das von sechs..., acht..., zehn..., oder mehr Testhörern an einem einzigen Tag, bei einer einzigen Zusammenkunft, bei der hastigen Durchführung eines halben Dutzends oder sogar noch mehr Blindtests entstanden ist...? Bei denen das Ergebnis zum Beispiel lautete, dass sieben von neun Hörer zu der Überzeugung gelangt sind, dass...? Oder man sich bereits nach wenigen Minuten halbwegs einig ist, “man” habe beim hin und her Schalten nichts Auffälliges gehört...? Wem nutzen Blindtestergeb- nisse, bei denen zwar viele Behauptungen im Spiel sind, deren Aussagen aber im Nachhinein nicht mehr auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüft werden können, über die keine aussagefähige Dokumentationen existieren, geschweige denn, dass für sie unabhängige Zeugen benannt werden können...? Ich denke niemand zieht hieraus irgendwelchen Nutzen, es sei denn er sucht unkritisch nach Bestätigung für irgendwelche verinnerlichten Vorurteile. 

Aber all dieses “Drumherum” erlangt erst wirklich Bedeutung auf Basis eines zutreffenden Votums. Die Sicherheit, korrekt beurteilt zu haben, ist für mich völlig unabdingbare Voraussetzung für eine (verantwortbare) spätere Publizierung einerseits, und eine Rechtfertigung für den getriebenen Aufwand andererseits. Das Votum, ganz gleich wie es ausfällt, muss also STIMMEN...! Ganz egal was geschieht und was bei den diversen Blindtests auch herauskommen mag, es muss hieb- und stichfest sein, und dafür erscheint mir der Aufwand nicht zu groß..., und sei es selbst um den Preis mehrere versierte Testhörer gleichzeitig trainieren und einsetzen zu müssen. Sollten diese im BT dann Unterschiede übereinstimmend und zweifelsfrei erkennen, dann existieren diese Unterschiede auch und sind für jeden anspruchsvollen Betreiber einer HiFi- Anlage von Bedeutung. Sollten im Blindtest von einem solchen Team übereinstimmend keine Unterschiede erkannt werden, dann gibt es diese Unterschiede auch nicht, zumindest nicht auf rein gehörmäßiger Ebene..., und somit sind Unterschiede, falls auf messtechnischer Ebene doch nachweisbar vorhanden, für Anlagenbesitzer ohne jede Praxisrelevanz.  

ZU 05:  WARUM  AUSSCHLIESSLICH  GEBRAUCHTE  GERÄTE ...?

Weil dies, wenn von Klangunterschieden zwischen unterschiedlichen Verstärkern oder CD - Playern die Rede ist, den Regelfall darstellt. Die (prozentual vernachlässigbar) kleine Gruppe von Diskutanten, die seit Jahren unentwegt behauptet selbst brandneue Geräte mit absolut identischen Messwerten würden stets unterschiedlich klingen, soll hier nicht Gegenstand der Betrachtung sein. Auch die ebenfalls (prozentual vernachlässigbar) kleine Gruppe von überzeugten Vertretern der These, alle Verstärker und alle CDP klängen identisch, kann nach meiner Auffassung vernachlässigt werden, selbst wenn diese bisweilen einräumt, dass vielleicht doch jedes hundertste Gerät tatsächlich anders klingt als der Rest. Wer fanatisch eine dieser aufgeführten Positionen vertritt, die er nicht einmal selber erarbeitet und sich bestenfalls irgendwo angelesen hat, verdient nach meiner Überzeugung keine besondere Beachtung, das wäre verschenkte Zeit.

Anders verhält es sich bei den unzähligen ganz “normalen” Besitzern von HiFi - Anlagen, die immer wieder berichten, sie haben deutliche Unterschiede nach dem Wechsel einer ihrer HiFi - Komponenten gehört. Diese Anlagenbesitzer sollte man zunächst einmal ernst nehmen und sich mit ihren Aussagen und Geräten konkret auseinander setzen, statt pauschal und aus der Ferne zu behaupten, sie würden sich grundsätzlich täuschen und seien allesamt ihren Wunschvorstellungen oder Einbildungen unterlegen. Das mag in einigen Fällen tatsächlich so sein, zugegeben, in anderen Fällen hingegen könnten ihre Aussage durchaus zutreffen. Zur Zeit kann das leider niemand schlüssig beurteilen, weil sich bislang niemand der Mühe unterzogen hat eine größere Anzahl der (positiv oder negativ) als klanglich auffällig beschriebenen Geräte vor Ort zu überprüfen. Im Nachhinein ist dies auch schlechterdings unmöglich..., aber zukünftige Blindtests, in größerer Anzahl und mit ganz “normalen” gebrauchten HiFi - Geräten, wie sie in zigtausend HiFi - Anlagen überall in unserem Land betrieben werden, könnten - richtig durchgeführt - dazu beitragen ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

ZU 06:  WARUM  HÖRTESTS  AN  VERSCHIEDENEN  ORTEN ...?

Weil es sich aufgrund der örtlichen Gegebenheiten nun einmal anbietet. In Krefeld besteht sowohl die Möglichkeit Verstärker als auch CDP zu testen. Allerdings können die CD - Player naturgemäß auch in weniger großen Räumen verglichen werden, so dass es sich geradezu anbietet hierfür die Wohnungen anderer HiFi - Freunde zu nutzen. Da bei diesen Tests jeweils nur ein Testhörer zugegen sein wird, und auch die Zahl weiterer Personen (Beobachter, Gäste) sehr überschaubar bleiben dürfte, sehe ich hierin kein größeres Problem. Auch sind einige der zu vergleichenden Geräte in Düsseldorf eingelagert, und es wäre wenig sinnvoll diese erst nach Krefeld zu bringen, sich dort näher mit ihnen zu beschäftigen um sie dann wieder dorthin zurück zu bringen woher sie kamen.  

ZU 07:  WARUM  ÜBERHAUPT  BLINDTESTS ...?

Eine ganz ausgezeichnete Frage. Im Grunde sind Blindtests im Bereich HiFi nach meiner Auffassung ungefähr so überflüssig wie ein Kropf; niemand braucht sie wirklich, und eigentlich kann auch niemand mit deren Ergebnissen irgend etwas anfangen. Da wären zunächst einmal die Profis, wie zum Beispiel die Entwickler von HiFi - Geräten. Jeder halbwegs qualifizierte Konstrukteur ist problemlos in der Lage, einen Verstärker oder einen CD - Player zu entwickeln, der (auch ohne ihn jemals gehört zu haben) mit erstklassigen technischen Daten aufwartet, die allesamt nur noch winzige Abweichungen vom angestrebten Ideal zeigen. Falls ein solcher Entwickler auch nur den geringsten Zweifel an seiner Schöpfung haben sollte, kann er jederzeit sämtliche Parameter, die den Klang seine Gerätes in irgendeiner Weise beeinflussen könnten, sofort anhand von Messwerten überprüfen. So weit die Theorie, auf deren Basis Techniker gemeinhin arbeiten und argumentieren. Warum also sollte ausgerechnet er, der qualifizierte Entwickler, seine Ohren in einem aufwendigen Hörtest benutzen wollen, um das Ergebnis seiner Arbeit abschließend zu beurteilen...? Weil er seinen Messungen nicht traut, seine Messgeräte anzweifelt oder befürchtet, vielleicht irgend einen später hörbaren Fehler übersehen zu haben den seine Messgeräte nicht anzeigen...? Alleine die Vorstellung ist schon abstrus, behaupten die meisten Techniker doch durch die Bank ihr Messequipment sei den menschlichen Sinnen haushoch überlegen, und es könne nichts geben das ihre Messgeräte nicht längst erfasst hätten, bevor ein Hörer auch nur in die Nähe dessen käme was er erkennen könne. Halten wir also fest: Für qualifizierte Entwickler sind Hörtests demnach überflüssig.

Dann wären da noch die Kunden, also die Nutzer der auf Basis physikalischen, mathematischen und elektrotechnischen Wissens entstan- denen Geräte, die dafür ihr sauer verdientes Geld ausgeben sollen, wollen oder bereits ausgegeben haben. Diese Nutzer suchen sich im Regelfall nach ihrem Gusto und nach ihrem jeweils zur Verfügung stehenden Budget irgendwelche HiFi - Geräte aus, integrieren sie in ihre (zumeist) schon bestehenden Anlagen, schaltet ihre Anlagen ein, wählen einen Tonträger aus und lauschen danach einfach nur noch ihrer Lieblingsmusik. Falls sie nach einiger Zeit zu dem Schluss gelangen, ihre Verstärker oder CD - Player klingen in dieser oder jener Weise bemerkenswert, dann beglückwünschen sie sich entweder zu ihren Kaufentscheidung..., oder sie bereut sie und trennen sich irgendwann von den Geräten, soweit die übliche Praxis...

Frage: Muss es einen Nutzer wirklich interessieren wie sein Verstärker oder CDP für ihn klingen würde, wenn er nicht wüsste, ob dieser oder ein beliebiger anderer Verstärker gerade in seiner Kette spielt...? Diese “was wäre wenn” Frage würde für ihn nur dann Bedeutung erlangen, wenn er seine Anlage für immer verblindet betreiben könnte, er also nicht wüsste und auch nicht in Erfahrung bringen könnte welches Geräte er besitzt und betreibt. Wie bitte sollte das gehen...? Da diese Situation ein rein fiktives Konstrukt ist, das sich in der Praxis nicht realisieren ließe, gibt es für eine Privatperson auch keinen plausiblen Grund jemals einen Blindtest durchführen zu wollen.

Aber selbst wenn ein Anlagenbesitzer dies täte, wenn er einen korrekten Blindtest durchführen würde und dabei zu dem Schluss käme, unter diesen Bedingungen ließen sich die unverblindet festgestellten klanglichen Merkmale seines Gerätes im Vergleich mit einem anderen Gerät nicht mehr erkennen, welchen praktischen nutzen könnte er daraus ableiten...? Das Wissen darum, dass ein zweiter, eventuell sogar erheblich billigerer Verstärker oder CDP unter Blindtestbedingungen möglicherweise nicht anders klingt als sein Gerät...? Das hätte ich ihm auch so sagen können, dafür bedarf es des ganzen Aufwandes nicht. Dass sich zumindest neue Verstärker oder DC - Player in ein und derselben (technisch anspruchslosen) Kette klanglich nicht unterscheiden ist wesentlich wahrscheinlicher als dass sie es tun, das dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben, und eine unmittelbare Korrelation zwischen dem Preis eines Gerätes und der gebotenen Klangqualität gibt es ohnehin nicht. Ein Kunde kann also auch im HiFi - Bereich getrost das tun was er praktisch immer tun sollte: Sich im Vorfeld einer Kaufentscheidung umfassend informieren, dann in sein Brieftasche schauen und sich bei einem Händler seines Vertrauens genau das kaufen was ihm gefällt, was er sich leisten kann und woran er Freude hat. Und das geht problemlos auch ohne Blindtest.

Bleibt noch die Frage, weshalb diese Blindtests von mir geplant werden: Aus persönlichem Interesse..., und weil es mich immer wieder verblüfft hat, wie konträr seit Jahren in manchen Foren darüber diskutiert wurde und wird, ob und in welchem Umfang HiFi - Geräte in unterschiedlichen Ketten zu verschiedenen klanglichen Ergebnissen führen können. Nahezu jeder, der schon mehrfach den Verstärker oder den CD - Player seiner HiFi - Anlage gewechselt hat, weiß dass sie es unverblindet fraglos tun, natürlich abhängig vom Rest der Anlage sowie von der sie umgebenden Peripherie, mal etwas mehr und mal etwas weniger. Was davon verblindet bei gebrauchten Geräten noch übrig bleibt sollen die geplanten BT´s klären.

ZU 08:  WARUM  KEINE  GEMEINSAMEN  BLINDTESTS  MIT  KRITIKERN ...?

Seit langem werbe ich dafür derartige Blindtests gemeinsam mit (überwiegend) kritischen Technikern durchzuführen, die auch in der Lage wären Geräte qualifiziert zu vermessen, falls diese im Blindtest erkannt werden sollten. Nur so kann nach meiner Überzeugung eine Korrelation zwischen den Hörergebnissen und den technischen Daten der jeweiligen Geräte hergestellt werden. Leider stieß und stößt mein Appell bislang auf massive Ablehnung, weil die Ergebnisse von (aus meiner Sicht) mangelhaften Blindtests der Vergangenheit, bei denen keine Unterschiede zwischen verschiedenen Geräten gehört wurden, nicht in Frage gestellt werden sollen, ja nicht in Frage gestellt werden dürfen. Schließlich haben sich viele derjenigen, die heute mit Nachdruck behaupten es gäbe keine Klangunterschiede zwischen Verstärkern, CD- Playern usw., jahrelang auf genau diese Blindtests berufen.

Im HiFi - Forum, Deutschlands größter Community für Unterhaltungselektronik mit mehr als 700.000 Mitgliedern (www.hifi-forum.de), hatte ich bereits im August 2013 eigens einen Thread mit dem Titel: “Blindtest mit gebrauchten Geräten sinnvoll?” eröffnet, um die Planung, Vorbereitung und Durchführung der BT´s öffentlich zur Diskussion zu stellen. Insbesondere hatte ich darauf gehofft praktische Unterstützung und Hilfe vor Ort zu finden; ein Trugschluss wie sich leider herausstellen sollte. Auch gab es einige Diskussionsteilnehmer, die meinem Vorhaben nicht nur kritisch gegenüber standen, was aus meiner Sicht eine völlig akzeptable und nachvollziehbare Position darstellt, sondern auch solche, die mit allen verbalen Mitteln versuchten die Realisierung des Projektes zu unterbinden, mich und das Vorhaben selbst der Lächerlichkeit preiszugeben und es mit Spott und Häme zu überziehen; die vordergründigen Motive hierfür erschließen sich dem interessierten Leser aus den jeweiligen Dialogen. Aber lesen Sie selbst, das ist kurzweilige Unterhaltung und für jeden spannend, den das Thema Blindtest mit Audio - Geräten schon immer interessiert hat, und der schon immer einmal hinter die Kulissen der weit verbreiteten “Blindtest - Mythologie” schauen wollte. Viel Spaß allen Lesern bei dieser aufschlussreichen Lektüre.

http://www.hifi-forum.de/index.php?action=browseT&forum_id=8&thread=6999&back=&sort=&z=1 

Um es kurz zu machen, meine Bitte an Kritiker, an einem oder an mehreren der Blindtests teilzunehmen, eventuell im Nachgang die im Blindtests erkannte Geräte auf ihren technischen Zustand hin zu analysieren, wurde bis aus wenige Ausnahmen schroff zurückgewiesen. Technisch versierte Kritiker, die sich bislang getraut haben mich bzw. uns aufzusuchen, um sich den einen oder anderen BT anzuschauen, haben natürlich mein Wort darauf dass ihre Anonymität gewahrt bleibt, darauf können sie auch zukünftig vertrauen. Nur sie selber haben das Recht sich zu den Blindtests, an denen sie bereits teilgenommen haben oder noch teilnehmen werden, in irgendeiner Form zu äußern.

ZU 09:  FANATISMUS - EIN ÜBEL IN JEDER SACHLICHEN DISKUSSION.    (Text folgt)

ZU 10:  VERSUCH EINER ERKLÄRUNG.

Die den diversen Blindtests zugrunde liegende Frage ist in HiFi - Kreisen noch immer allgegenwärtig und stellt sich interessierten Beobachtern bereits seit vielen Jahren: Wie kann es sein, dass im Internet, in Diskussionsrunden und in einschlägigen Foren immer wieder zu lesen ist, man habe zu Hause mit der Familie oder mit Freunden einen Blindtest durchgeführt, und die zuvor eindeutig gehörten Klangunterschiede zwischen zwei Verstärkern..., oder zwischen zwei CD - Playern..., oder zwischen zwei was auch immer..., seien wie von Geisterhand verschwunden…? Nun, eine schlüssige Erklärung wird von den Protagonisten gleich mitgeliefert. Es hat sich, aus deren Sicht “wie praktisch immer”, um bloße Einbildung gehandelt, um irgendwelche Sinnestäuschungen, um Wunschdenken, letztlich um haltlose Phantastereien. Zugegeben, diese Möglichkeit ist keineswegs von der Hand zu weisen und wird in der Mehrzahl der Fällen sicherlich auch zutreffen. Schließlich wissen wir alle wie leicht sich unsere Sinne täuschen lassen, wie oft wir etwas gehört oder gesehen zu haben glauben das einer kritischen Überprüfung nie und nimmer standhalten würde. Sie als einzige Erklärung, sozusagen als monokausale Begründung ins Feld führen zu wollen scheint mir allerdings reichlich gewagt. Zu breit ist die Palette technischer Unwägbarkeiten, zu vielfältig die Möglichkeiten technisch bedingter Ursachen, als dass sich diese mit leichter Hand vom Tisch fegen ließen.

Tatsächlich gibt es für das Phänomen der sich scheinbar in Luft auflösenden Klangunterschiede, sobald die Hörer nicht mehr wissen können welches Gerät gerade angeschlossen ist, eine ganze Reihe weiterer Erklärungsansätze die bei tiefer gehenden Betrachtungen ebenso ihre Berechtigung finden, die jedoch von manchen überzeugten Anhängern der Alles-klingt-gleich-These völlig ausgeblendet bzw. vehement abgelehnt werden, oder schlimmer, diesen sogar gänzlich unbekannt sind. Bezeichnend hierbei ist, dass ausgerechnet die nachdrücklichsten Verfechter der Gleichklang-These kaum irgendwelche, in manchen Fällen überhaupt keine praktischen Erfahrungen mit seriösen Blindtests vorzuweisen haben, noch nie an einem seriösen Blindtest teilgenommen, geschweige denn selber einen solchen Test organisiert und durchgeführt haben. Oft wird unkritisch nachgeplappert was andere zuvor geschrieben haben, nicht weil man sich vom Wahrheitsgehalt der zugrunde liegenden Aussagen überzeugt hätte, sondern weil diese Aussagen das eigene Vorurteil in genehmer Weise bedienen. Es wurde höchste Zeit dem Ganzen einmal systematisch auf den Grund zu gehen und herauszufinden was denn wirklich dran ist, am weit verbreiteten und immer wieder kolportierten Blindtest - Mythos

Den Begriff Mythos zu verwenden sehe ich in diesem Zusammenhang keineswegs als leichtfertig an, er drängt sich bei kritischer Überprüfung der Sachverhalte geradezu auf. So wird im bekanntesten deutschen HiFi-Forum (sh. Punkt 08) von einigen Teilnehmern der Diskussionsrunden immer wieder behauptet, man hätte allein im Kreis der Foren - Teilnehmer bereits tausend (1000!) Blindtests mit HiFi - Geräten durchgeführt, und noch nie (von einer einzigen eingestandenen Ausnahme einmal abgesehen, die zwischenzeitlich jedoch gerne heruntergespielt wird) wären dabei zwei Geräte am Klang zu unterscheiden gewesen. Bei kritischem Hinterfragen und mit der Bitte um Vorlage von Nachweisen stellt sich dann heraus, dass keiner, nicht ein einziger dieser (angeblichen) tausend Geräte - Blindtests dokumentiert wurde, von keinem dieser BT´s irgendwelche Fotos oder zumindest irgendwelche handschriftlichen Aufzeichnungen über die Durchführung, über die zugrunde liegenden Modalitäten und über die Ergebnisse existieren. Die lapidare Aussage lautet stets man habe Blindtests durchgeführt und es seien keine Unterschiede gehört worden. Darüber hinaus gibt es rein gar nichts, an dem sich der Wahrheitsgehalt solcher Behauptungen festmachen ließe, außer natürlich an den Erzählungen und Beteuerungen einiger, denen man ihre Blindtestgeschichten glauben kann oder auch nicht. Leider Unterscheiden sich solche Geschichten qualitativ (nicht inhaltlich) kaum von denen irgendwelcher UFO - Sichtungen; bisweilen ganz interessant zu lesen, als Belege völlig ungeeignet.  

Die Untersuchungen mit und an gebrauchten Geräten - und diese sind es in erster Linie, von denen private Anlagenbesitzer immer wieder berichten sie würden in ihren heimischen Anlagen unterschiedlich klingen - zeichnen ein anderes Bild. Bereits die ersten beiden getesteten Gerätekombinationen konnten nach einigen Anlaufschwierigkeiten im Blindtest sicher unterschieden werden, aber das war alles andere als leicht. Nicht nur weil die klanglichen Unterschiede zwischen den Geräten, insbesondere zwischen den beiden CD-Spielern, naturgemäß eher gering ausfielen, sondern weil wir alle, ich einschließlich, zuerst einmal mühsam lernen mussten verblindet zu hören. Was zunächst ganz einfach erschien, war in Wirklichkeit äußerst schwierig und anspruchsvoll. Die Vorstellung, Hören sei im Blindtest identisch mit unverblindetem Hören, man wisse eben nur nicht welches Gerät gerade angeschlossen sei, im Grunde sei es dasselbe, beruht nach meiner Auffassung auf einer krassen Fehleinschätzung, auf einem fataler Irrtum, der vermutlich schon unzählige gutgläubige HiFi-Freunde in die Irre geführt, und der wohl letztlich zu der Tausend-gescheiterte-Blindtest-Saga beigetragen hat, in der immer wieder nachdrücklich behauptet wird in tausend privaten Blindtest seien keinerlei Unterschiede gehört worden. Kunststück, so wie es den spärlichen Informationen hinsichtlich der Durchführungsmodalitäten zu entnehmen ist, war das auch schlichtweg nicht möglich. Und über eines sollte sich jeder, der sich näher mit Blindtests beschäftigt, im Klaren sein. Es gibt kaum etwas Leichteres als - gewollt oder ungewollt - einen Blindtest so durchzuführen dass keine Unterschiede gehört werden.

Das war allerdings im Vorfeld der Versuche bereits klar und Gegenstand unserer Überlegungen, noch bevor die ersten Untersuchungen im Herbst 2013 begannen. Mit reichlich Hörerfahrungen ausgestattet, aber ohne jede praktische Erfahrung mit den tatsächlichen Verhältnissen denen Testhörer im Blindtest ausgesetzt sind war es zunächst eine Art Stochern im Nebel, dem meine Mitstreiter und ich mit Planung, mit langen Diskussionen und mit akribischen Vorbereitung zu begegnen versuchten. Aus heutiger Sicht kann ich nur sagen, der getriebene Aufwand hat sich angesichts der vielen neuen Erkenntnisse gelohnt. Die mutige Entscheidung aller, sich bereits mit dem allerersten Blindtest an eine der größten Herausforderungen heranzuwagen denen man  sich im Bereich anspruchsvoller HiFi-Gerätschaft bezüglich verblindetem Hören überhaupt stellen kann - der Unterscheidung zweier erstklassiger CD-Player -  hat sich im Nachhinein als goldrichtig erwiesen. So mühsam dieses Unterfangen auch war, so zeitraubend und aufwändig sich die vielen Versuche auch gestaltet haben, so lehrreich waren diese zugleich für jeden Einzelnen von uns. Was unverblindet wie selbstverständlich gelingt, bedarf eines enormen Initialaufwandes, bis verblindet auch nur annähernd mit derselben Sicherheit subtile Unterschiede in vertretbar kurzer Zeit erkannt werden können. Das allerdings hatte ich mir zu Beginn der Versuche etwas leichter und weniger zeitraubend vorgestellt.

Nicht weniger als achteinhalb Monaten der Vorbereitung, vieler Stunden intensiven Trainings, sowie fünf! unabhängiger Blindtests und eines halben Dutzends damit im unmittelbarem Zusammenhang stehender Versuche bedurfte es, um dieses erste Fazit ziehen und den Versuch einer Erklärung wagen zu können. Dass diese Einschätzung heute (im Mai 2014) lediglich Vorläufigkeitsstatus besitzen kann und noch mit großer Vorsicht zu betrachten ist, darauf muss ich sicher nicht ausdrücklich hinweisen. Was also lässt sich schon heute mit einer gewissen Zutreffwahrscheinlichkeit aus den bisherigen Untersuchungen schließen...?

 

THESE: HiFi-Geräte lassen sich im Blindtest praktisch nie unterscheiden.

Manche HiFi - Geräte die unverblindet unterschiedlich klingen lassen sich im Blindtest gehörmäßig sehr wohl unterscheiden, anders als es im Internet oft dargestellt wird. Diese Behauptung widerspricht dezidiert der fälschlichen Überzeugung, im Blindtest würden praktisch alle Geräte bei präzisem Pegelausgleich identisch klingen, vorausgesetzt natürlich es sind tatsächliche Unterschiede vorhanden die sich in den Messwerten wiederfinden lassen. Allerdings ist die Erkennung subtiler Unterschiede im BT nur dann möglich, wenn bestimmte Bedingungen im Test gegeben sind, wenn bestimmte Vorgehensweise eingehalten und wenn spezielle Hörtechniken eingesetzt werden. Mit dem schnellen Vergleich am Samstagnachmittag in der Wohnung des HiFi - Freundes, oder abends beim ortsansässigen Händler in dessen Ausstellungsräumen und inmitten einer Gruppierung von willkürlich zusammen gekommenen Testhörern, ohne jede gezielte Vorbereitung und ohne entsprechendes Training in den zur Verfügung stehenden Hörräumen und mit der im BT verwendeten Kette kann das nicht gelingen. Es sei denn zumindest eines der zu vergleichenden Geräte weicht derart stark vom Soll ab, dass man schon von einem Defekt sprechen könnte, davon bin ich zwischenzeitlich überzeugt. Der Täuschung sind bei solch schlichten Selbstversuchen oder bei solch oberflächlichen Demonstrationen Tür und Tor geöffnet, sowohl in der einen als auch in der anderen Richtung. Niemand möge sich der Illusion hingeben, er sei gegen Selbsttäuschung oder Manipulationen von außen gefeit, ebenso wenig wie jemand annehmen kann - sozusagen zwischen Tür und Angel - durch kurzfristiges hin und her Schalten zwischen zwei Geräten subtile Unterschiede sofort und ohne jedes Training erkennen und bewerten zu können. Beide Annahmen würden von maßloser Selbstüberschätzung desjenigen zeugen und führten zwangsläufig dazu, dass vorhandene Unterschiede in Blindtests regelmäßig nicht gehört, und nicht vorhandene Unterschiede regelmäßig herbei phantasiert würden.

 

THESE: Jeder kann zu Hause einen Blindtest durchführen

Das ist richtig, es kommt nur meist nichts dabei heraus weil er in aller Regel keine Unterschiede (mehr) erkennen wird. Was also ist im Blindtest zwingend zu beachten, um real vorhandene klangliche Unterschiede geringer Ausprägung überhaupt erkennen zu können…? Nun, als Erstes gilt es zu verstehen und zu akzeptieren, dass im BT völlig andere Bedingungen herrschen als beim unverblindeten Hören. Jeder Testhörer ist gezwungen zunächst das zu erlernen und sicher sowie unter (relativem) Zeitdruck zu beherrschen, was er unverblindet bereits von Natur aus sehr gut kann, nämlich Hören. Gesundheitliche Beeinträchtigungen oder sonstige gehörmäßige Einschränkungen bleiben bei dieser Aussage natürlich unberücksichtigt. Wenn wir von Hören sprechen, dann gilt es zwei verschiedene Methoden des Hörens zu unterscheiden, das selektive Hören einerseits und das intuitive Hören andererseits. Beim selektiven Hören konzentrieren wir uns auf die Details der Wiedergabe, auf bestimmte  klangliche Ereignisse innerhalb eines Klangbildes, die wir beim hin und her Schalten zwischen den Geräten bzw. vor und nach dem Gerätetausch zu erkennen und zu unterscheiden versuchen. Dies ist die verbreitete Methode, mit der Testhörer üblicherweise versuchen im Blindtest Unterschiede zu erkennen. Diese Methode setzt allerdings voraus, dass mit einer geeigneten Umschalteinrichtung praktisch ohne Zeitverlust von einem der Probanden zum nächsten und wieder zurück geschaltet werden kann. Müssen die Geräte gegeneinander getauscht werden, so wird der selektive Vergleich noch einmal zusätzlich erschwert. Sind reale Unterschiede vorhanden, so die irrige Annahme der Testhörer, dann zeigen sich diese am ehesten beim unmittelbaren A-B Vergleich. Im Ergebnis führt das zu den Aussagen: Es klingt unterschiedlich oder es klingt nicht unterschiedlich.

Bei der intuitiven Hörmethode ist es nicht primäres Ziel der Testhörer irgendwelche Unterschiede augenblicklich wahrnehmen zu wollen. Sie möchten lediglich die Musik genießen, sich in die Darbietung versenken, sich ihr ausliefern, sich von ihr forttragen lassen, und das ohne irgendwelche Störungen oder anderweitige Irritationen. Dass diese Art des Hörens in einer stressauslösenden Testsituation zunächst erlernt werden muss ist selbstverständlich; jeder der bereits an einem herkömmlichen Blindtest teilgenommen hat wird bestätigen, dass er stets versucht hat Unterschiede alleine über konzentriertes Hinhören zu erkennen.

Während die erste Hörmethode, konzentriertes Hinhören in Verbindung mit unmittelbarem Umschalten, ein großes Plus für sich verzeichnen kann, den geringen Zeitaufwand, haftet ihr zugleich ein großer Makel an. Sie ist lediglich dazu geeignet offensichtliche und eher grobe Klangunterschiede zu Erkennen.

Ganz anders die zweite Hörmethode, die auf feinfühliger Wahrnehmung durch Kontemplation und Intuition beruht. Diese Methode fördert mit der Zeit selbst subtilste Klangunterschiede zutage, braucht aber, und das ist ihr größter Nachteil, auch entsprechend viel Ruhe und Zeit, in aller Regel wesentlich mehr als an einem einzigen Tag für 20 Hördurchgänge zur Verfügung steht.

Die beiden beschriebenen Hörmethoden unterscheiden sich hinsichtlich der antrainierten Vorgehensweise gravierend, da sie offensichtlich unterschiedliche Wahrnehmungs- und Interpretationssysteme in uns beanspruchen; Systeme die sich gegenseitig ausschließen, oder die sich zumindest ohne entsprechendes Training nicht gleichzeitig gezielt einsetzen lassen. Wer sich in höchstem Maße auf etwas konzentriert, blockiert zugleich seine natürlichen und höchstsensiblen Antennen. Und wer sich der Musik einfach nur hingibt, ist nicht in der Lage einzelne Details der Wiedergabe kritisch und vergleichend zu bewerten - ein Dilemma das er bei jedem anspruchsvollen Blindtest zu berücksichtigen gilt. Um zu veranschaulichen was damit gemeint ist hier eine näherungsweise Entsprechung aus der Welt des Sehens:

Stellen Sie sich bitte einmal vor Sie wollten am nächtlichen Firmament einen vorbeiziehenden Satelliten entdecken. Hierzu stehen Ihnen zwei völlig unterschiedliche Methoden zur Verfügung. Sie können nach oben schauen und damit beginnen, Stern für Stern zu betrachten um herauszufinden, ob sich einer von ihnen relativ zu den ihn umgebenden Sternen bewegt. Finden Sie irgendwo einen solchen, dann dürfte es sich um einen der gesuchten Satelliten handeln. Sie können aber auch nach oben schauen ohne ihren Blick zu fokussieren, ohne etwas Spezielles an einer bestimmten Stelle des nächtlichen Himmels entdecken zu wollen. Befindet sich ein Satellit irgendwo in Ihrem Sichtfeld, dann werden Sie nach einiger Zeit - sozusagen aus den Augenwinkeln heraus und ganz automatisch - eine Bewegung wahrnehmen. Dies gelingt aber nur wenn Sie sich nicht auf die Suche konzentrieren sondern ihren Blick unfokussiert ins Leere richten.

Ähnlich verhält es sich beim Hören von Musik. Sie können nach ganz bestimmten klanglichen Merkmalen in der Musik suchen, die Sie dann mit den beiden Probanden gegeneinander vergleichen. Das setzt aber voraus, dass sie ganz genau wissen wonach sie suchen müssen, was wiederum ein hohes Maß an Vorbereitung und Training mit ein und demselben Musikstück bedingt. Sie können es aber auch unterlassen sich zu konzentrieren, sich der Musik hingeben, einfach nur entspannt in sich hineinhorchen, um am Ende des Hördurchganges lediglich aus dem Gefühl heraus zu beurteilen, welche der beiden Wiedergaben auf Sie angenehmer, und welche von beiden auf Sie unangenehmer gewirkt hat, ohne im Detail beschreiben zu wollen woran Sie das festmachen. Das setzt allerdings voraus dass Sie sich für jeden Hördurchgang genügend Zeit nehmen. Zehn Minuten ununterbrochen hören sehe ich dabei momentan als absolute Untergrenze an. Schneller gelingt mir die sichere Erkennung auch nicht, obwohl ich zusätzlich an drei oder vier ganz bestimmten Stellen des ausgewählten Stückes selektiv und sehr genau hinhöre. Will sagen, ohne Vorbereitung und Training, ohne vorab genau zu wissen was man und wie man es tun wird, macht ein Blindtest wenig Sinn. Man wird mit unbedarftem Hinhören subtile Unterschiede in der Kürze der Zeit nicht bemerken, schon gar nicht in unbekannten Räumen, mit unbekannten Anlagen, von unbekannter Musik ganz zu schweigen. Zumindest ist das meine momentane Überzeugung, basierend auf den Erfahrungen der letzten Monate.  

Das bedeutet: Jeder gut hörende Besitzer einer HiFi-Anlage, der weniger an seiner Gerätschaft als am guten Klang seiner Tonträger sowie an entspanntem Hören derselben interessiert ist, wird nach einiger Zeit selbst minimale Irritationen oder gar Fehler in der Wiedergabe erkennen, weil sie sich ihm mit der Zeit geradezu aufdrängen ohne dass er dieses irgendwie beschleunigen, verhindern oder ausblenden könnte. Für besagten Anlagenbesitzer, der sich nicht in einer Testsituation befindet, ist intuitives Hören also genau das was er zu Hause gemeinhin anstrebt und tagtäglich praktiziert, somit stellt es für ihn die selbstverständlichste Sache der Welt dar an die er gewöhnt ist. Zum selektiven Hören wird er erst (wieder) durch (s)eine qualitativ eingeschränkte Anlage gezwungen, die ihm mit der Zeit auch kleinste Fehler gnadenlos vor Augen, genauer gesagt vor Ohren führt, und die ihm auf Dauer irritierende Eigenschaften wie auf einem Silbertablett serviert, so dass er irgendwann nicht mehr darüber hinweghören kann; für mich die häufigste Ursache für einen angestrebten oder vollzogenen Gerätetausch.

Stellt sich ein betroffener Anlagenbesitzer mit denselben Geräten, in denselben Räumen, also unter denselben Bedingungen einem herkömmlichen Blindtest mit völlig anderer Hörmethodik, sowohl unter Zeit- als auch unter (so empfundenem) Prüfungsdruck, dabei auch noch unter ganz anderen Voraussetzungen als er es gewöhnt ist, dann muss er auf der Suche nach den vertrauten Eigenarten oder Unterschieden nahezu zwangsläufig scheitern. Versucht er nun sogar subtile Unterschiede in fremden Räumen, mit einer ihm unbekannten Kette, unter Bedingungen die ihm nicht vertraut sind, womöglich mit Musikbeispielen die er nicht genau kennt zu entdecken, dann brauch er an einem solchen Test gar nicht erst teilzunehmen..., es sei denn die hörbaren und technisch nachweisbaren Unterschiede wären tatsächlich dramatisch. In dem Fall - und nur in diesem - könnte es mit der Erkennung allerdings klappen, wie der (nach meiner Kenntnis einzige) dokumentierter Fall eines Verstärker - Blindtests im HiFi - Forum gezeigt hat. http://www.hifi-forum.de/index.php?action=browseT&forum_id=108&thread=15579 Leider wurden sämtliche Fotos und Messdiagramme nachträglich aus dem Thread entfernt.

Zum intuitiven Hören und zur Erkennung von Ungereimtheiten im Klangbild hatte ich bereits vor Jahren sinngemäß geschrieben:

“Mit dem “falschen” xxxxxxxxxx in der jeweiligen Kette, die wir für das Beispiel herangezogen haben, stellen sich - nach ein paar Minuten, nach einer Viertelstunde oder erst viel später - Irritationen ein, die mit üblichen Klangbeschreibungen nicht zu erfassen sind, die jedoch zunehmend so etwas wie Unlustgefühle oder eine Art Innerer Unruhe erzeugen. Mit dem “richtigen” xxxxxxxxxx in dieser Kette stellen sich die negativen Gefühle nicht ein, und es fällt uns selbst dann schwer die Anlage auszuschalten wenn wir bereits viele Stunden lang Musik gehört haben. Der Vergleich findet also nicht unmittelbar zwischen den beiden Klangbildern statt, die sich auf Anhieb nicht unterscheiden lassen. Vielmehr scheint das Gehirn einige gewisse Zeitspanne zu benötigen, bis es das Klangbild nach einer ganzen Reihe von Soll - Ist - Vergleichen als richtig akzeptiert und seine Vergleiche einstellt, wodurch sich das Behagen verstärkt. Oder es erkennt bei diesen Soll - Ist - Vergleichen irgendwelche “Unnatürlichkeiten”, fokussiert sich auf diese und verstärkt das Unbehagen. Dies ist wie bereits erwähnt mit herkömmlichen Blindtests nicht zu erkennen, bei denen oft schon nach wenigen Sekunden umgeschaltet wird...

An diesen Ausführungen können Sie unschwer erkennen, dass ich selber wo immer es geht, wann immer es die Zeit erlaubt und wann immer ich es als opportun erachte, das intuitive Hören dem selektiven Hören vorziehe, in eingeschränkter Form natürlich auch im Blindtest. Ideal wäre es für jeden Hördurchgang einen ganzen oder zumindest einen halben Tag zu investieren, an dem völlig entspannt sehr vertraute Tonträger einfach nur gehört werden ohne sich sonderlich um Details zu scheren. Wenn mit einer Kette “etwas” nicht stimmt, dann weiß man dies als geübter Hörer am Ende des Tages ohne sich sonderlich angestrengt und ohne genau hingehört zu haben, und ist in seinem Urteil weitaus sicherer als mit unzuverlässigen Kurzzeit-Vergleichen oder gar nach nur wenigen Minuten - Sie kennen meine Meinung zum Thema - im für Privatpersonen überflüssigen Blindtest. Genau das ist auch der Grund weshalb ich jedem Anlagenbesitzer vor einer Kaufentscheidung dringend ans Herz lege, sich das Objekt der Begierde zunächst nur auszuleihen und tagelang immer wieder kreuz und quer durch seine Tonträgersammlung damit zu hören. Ist jemand nach einer Woche oder gar nach zwei Wochen immer noch so begeistert wie am ersten Tag, dann kann er auch bedenkenlos zugreifen.  Stellen sich innerhalb dieser Zeitspanne auch nur die geringsten Zweifel ein gehört das Teil sofort dorthin zurück wo es hergekommen ist, aber das nur am Rande... 

 

THESE: Das menschliche Gehirn kann Klangbilder nur für wenige Sekunden speichern.

Wenn Sie all das mitverfolgt haben was ich bislang hier und anderswo über Blindtests geschrieben habe, dann erkennen Sie unschwer dass ich einer weiteren, immer wieder zitierten Behauptung von Gleichklang - Anhängern ausdrücklich widerspreche. Deren Aussage, angeblich auf wissenschaftliche Untersuchungen gestützt (was ich nicht einmal bezweifle) lautet, dass ein Mensch nicht in der Lage sei ein Klangbild länger als bestenfalls für einige Sekunden in der Erinnerung zu speichern. Dies mache es unerlässlich im Blindtest mit einer Umschalteinheit zu arbeiten, ein Gerätetausch würde viel zu lange dauern als dass sich jemand nach (z.B.) einer Minute überhaupt noch daran erinnern könne, wie es vor (z.B.) einer Minute geklungen hat, so die nachdrücklich aufgestellte Behauptung.

Fernab der Frage wie es uns dann gelungen ist trotz der längeren Unterbrechungen beim Gerätewechsel in den BT´s die getesteten Geräte nach einiger Zeit sicher und mehrfach hintereinander erkennen zu können, lässt sich die Behauptung auch anderweitig auf den Prüfstand stellen. Ich höre leidenschaftlich gerne Musik, aber ebenso gerne verfolge ich politische Debatten, auch solche im Bundestag, oder schaue mir interessante Spielfilme an. Was das miteinander und vor allem mit unserem Thema Blindtest zu tun haben soll...? Sehr viel sogar wie Sie gleich feststellen werden. Wenn Sie z.B. auf dem Nachrichtensender PHÖNIX eine Bundestagsdebatte verfolgen, und ein prominenter Politiker steht auf und geht ans Rednerpult - zum Beispiel Thomas de Maiziere - dann wissen Sie im selben Moment wie seine Stimme klingen wird, bevor er auch nur den Mund aufgemacht und ohne dass er nur einen einzigen Ton von sich gegeben hätte. Wie funktioniert das, wenn sich ein Klangbild angeblich nur für Sekunden im Gedächtnis abspeichern lässt...? Dasselbe gelingt Ihnen übrigens auch problemlos wenn Jürgen Trittin, Sigmar Gabriel, Volker Kauder oder Gregor Gysi ans Rednerpult treten, um nur einige stellvertretend zu nennen.

Oder nehmen wir ein anderes Beispiel. Sie zappen in einen bereits laufenden Spielfilm hinein, sehen Michael Douglas..., und sofort wissen Sie wie die Stimme seines Synchronsprecher gleich klingen wird, noch lange bevor er ein einziges Wort gesprochen hat. Oder wie die Stimme des Synchronsprechers gleich klingen wird wenn Tom Hanks auf der Bildfläche erscheint ohne dass er etwas gesagt hätte..., oder John Travolta..., oder Julia Roberts..., oder Robert De Niro..., ach lassen wird das, Sie wissen genau was ich meine, weil Sie sich bereits während des Lesens jede einzelne Stimme genau vorstellen konnten. Soviel zur These, unser Gehirn sei nicht in der Lage ein Klangbild für mehr als einige Sekunden zu speichern. Die Situation unterscheidet sich im Grundsatz nicht von der die sich ergibt, wenn Sie ein Gerät jahrelang Ihr Eigen nennen und dieses immer wieder in Ihrer Kette gehört haben. Sie wissen genau wie Verstärker X sich klanglich von Verstärker Y unterscheidet, immer vorausgesetzt dass sich die Geräte in Ihrer Kette tatsächlich klanglich voneinander unterscheiden und Sie nicht nur einer Einbildung aufgesessen sind. Sie brauchen eines der Geräte nur anzusehen, und sofort erinnern Sie sich an seine Stärken und Schwächen, an seine klanglichen Eigenarten, an seine individuelle Textur, weil sich diese im Lauf der Jahre in Form von gesammelten Hörerfahrungen dem Anblick des Gerätes zugeordnet haben. Ähnlich wie Sie die Synchronstimme von Michael Douglas dem Schauspieler über einen langen Zeitraum hinweg zugeordnet haben und sie auch dann noch zuverlässig erkennen, obwohl Sie diese seit Jahren nicht mehr gehört haben.

Es ist also recht einfach von der visuellen Wahrnehmung her -----> auf die zu erwartende akustische Wahrnehmung zu schließen. Umgekehrt wird es ungleich schwieriger, wenn Sie also versuchen von einer akustischen Wahrnehmung her -----> auf die zugehörige visuelle Wahrnehmung schließen zu wollen. Sie zappen (z.B.) während einer nächtlichen Autofahrt in ein Interview hinein ohne zu wissen wer dort interviewt wird. Falls der Name nicht genannt wird, und falls Sie diese Person nicht durch die Gesprächinhalte identifizieren können, dann kann es mitunter sehr schwierig werden sofort das richtige Bild, die richtige Person zur Stimme zu finden. Die Stimme ist Ihnen zwar vertraut, Sie haben sie bereits mehrere Male irgendwo gehört, und trotzdem kommen Sie nicht sofort darauf um wen es sich dabei handeln könnte. In Ihrer Vorstellungswelt tauschen Sie eine Reihe von Personen und Situationen aus bis es Ihnen wie Schuppen von den Augen fällt und Sie erkennen dass es sich (z.B.) um Peter Altmeier handelt. Zwar haben Sie ihn letztlich erkannt, aber es hat ein wenig gedauert. Hätten Sie zuerst den Namen des Interviewpartners erfahren, dann hätten Sie auch sofort gewusst wie seine Stimme klingen wird bevor das Interview überhaupt begonnen hat. Können Sie das Gesagte nachvollziehen...? Na klar.

Vielleicht erleichtern Ihnen diese Beispiele ein wenig das Verständnis dafür, warum Sie beim Anblick eines Ihnen vertrauten Verstärkers sofort wissen wie er klingen wird wenn Sie ihn in Ihre Kette integrieren..., und wieso es wesentlich schwieriger ist nur von einem Klangbild her, sozusagen rückwärts, darauf zu schließen welcher Ihrer Verstärker gerade spielt. Nicht einmal die Ihnen vertrauten Unterschiede werden Sie verblindet auf Anhieb wiedererkennen, erst recht nicht ohne Intensive Vorbereitung, ohne ausreichendes Training und ohne genau zu wissen wie Sie es in der Kürze der Zeit herausfinden können. Sie bezweifeln das...? Glauben Sie es ruhig, ich weiß nach all den gemachten Erfahrungen sehr genau wovon ich hier schreibe...

   

                                                           Wird in Kürze fortgesetzt...